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Schach ist teilweise schon seit Jahrzehnten in vielen Ländern Unterrichtsfach, meist freiwillig, teils verbindlich. Obwohl es im Ausland schon lange einschlägige Studien zu den positiven Auswirkungen gab, führte das Schulschach in Deutschland bis vor Kurzem ein Schattendasein.

Das große Aufwachen kam wie in anderen Bereichen der Schule mit dem PISA-Schock. Plötzlich schaute man in Deutschland über den Tellerrand und sich an, was andere denn anders machen. Schach wurde zwar nicht unbedingt stärker von oben gefördert, jedoch führte die generell erhöhte Offenheit und Experimentierfreudigkeit gegenüber Neuem bei den einzelnen Schulen oder Kommunen zum Durchbruch der "Graswurzelbewegung" Schulschach.

Den entscheidenden Schub für die Unterstützung des Schachsports an der Schule brachte eine Untersuchung der Uni Trier. Diese bestätigte eindrucksvoll die aus dem Ausland bekannten Erkenntnisse und brachte diese erstmals auf den offenbar beschränkten Radar deutscher Kultusminister. Seitdem wird Schulschach zunehmend in der Breite gefördert - begünstigt nicht nur dadurch, dass die Schachförderung relativ wenig Aufwand an Geld und Zeit (des zuständigen Landes) erfordert. Obwohl man inzwischen auch hierzulande offene Türen einrennt, liegen wir noch Welten entfernt von der allgemeinen Breitenförderung gerade in Schwellenländern wie China, in denen Schulschach massiv und ganz selbstverständlich zum Bestandteil des normalen Unterrichts ausgebaut wird.

In der mehrjährigen Schulschachuntersuchung der Uni Trier wurde in der Grundschule Olewig eine Wochenstunde Mathematik durch Schach ersetzt. Zusammengefasst die (teils erstaunlichen) Ergebnisse:

Insbesondere das hervorragende Abschneiden der Schach-Testschule Grundschule Olewig beim VERA-Test, dem 2006 in Grundschulen durchgeführten PISA-Pendant, rückte Schulschach massiv in den Blickpunkt von Öffentlichkeit und Schul-Verantwortlichen. Beeindruckend: Selbst und gerade in dem Fach, das zugunsten Schach weniger unterrichtet wurde, also Mathematik, fiel das Ergebnis signifikant besser aus.

An der Hamburger Grundschule Genslerstraße setzt man seit 2008 die Folgerungen aus der Trierer Studie konsequent in die Praxis um mit dem Projekt "Schach statt Mathe". Mit Erfolg: Erste Ergebnisse in 2010 bestätigen die Erkenntnisse der Studie.